Fräulein Noll Vintage-Modeschmuck

Designer

ART – Das Chamäleon
Der Besitzer der Firma hieß Arthur Pepper – mehr ist über die Firma ART oder auch Modeart nicht bekannt. Die Stücke zeichnen sich durch eine hohe Qualität aus, insbesondere die Broschen sind wunderschön und bei amerikanischen Sammlern heißbegehrt. Stilistisch ist ART nicht festzulegen: Eine Linie sind historisierende Modelle, ähnlich Florenza, eine andere etwa erinnert an den Thermoset-Schmuck von Lisner und eine dritte hat innovative Emaille-Arbeiten hervorgebracht. Ungewöhnlich auch, dass ART noch in den 50er/60er Jahren marmoriertes Bakelit für bestimmte Schmucklinien verwendete, die Hoch-Zeit von Bakelit war eigentlich in den 20er/30er Jahren, danach verwendete man günstigere Kunststoffe.

Boucher – Handwerkliche Perfektion
Marcel Boucher hat sein Handwerk bei Cartier in Paris gelernt und ist in den 1920er Jahren in die USA emigriert. Zunächst hat er unter der Marke “Marboux” für die Mazer Brothers in New York herausragenden Modeschmuck entworfen, 1937 dann sein eigenes Unternehmen gegründet. Boucher ist wohl der Größte seiner Zunft in puncto Handwerk, Qualität und Kreativität. Seine Stücke bestehen aus brillanten, von echten kaum zu unterscheidenden Steinen, oft im Baguette-Schliff, sind häufig mit Gold überzogen oder hochwertig emailliert und meist dreidimensional designt. Sie strahlen Bewegung, ja fast eine organische Lebendigkeit aus. Nach seinem Tod 1966 übernahm seine Frau Sandra, die zuvor für Tiffany gearbeitet hatte, die Geschäfte bis zum Jahr 1979. Die meisten Schmuckstücke sind im Metall mit “MB” oder “Boucher” gestempelt und zum Teil mit einer Produktionsnummer versehen.

Charel – Plastik in Vollendung
Über die Charel Jewelry Company aus Brooklyn ist nur gesichert, dass sie 1945 gegründet wurde. Wer fürs Design verantwortlich zeichnete, wie lange produziert wurde – unbekannt. Die Produktpalette ist nicht allzu groß, Charel steht in erster Linie für vollendet gearbeiteten Thermoset-Schmuck in klaren, schnörkellosen Linien. Für die 50er und 60er Jahre war das Design innovativ und mutig. Ausgewogene Proportionen, satt schimmernde “Mondschein”-Steine und die solide Verarbeitung machen die Qualität der relativ seltenen Stücke aus. Vereinzelt findet man auch Strass- und Metallschmuck, der deutlich konventioneller als der Thermoset-Schmuck gestaltet ist.

Coro – Die Erste und Größte
Coro wurde 1901 von Cohn und Rosenberg gegründet (einer der beiden ist angeblich mit der “Titanic” untergegangen) und ist damit der älteste Modeschmuckhersteller in den USA. Die Firma hat auch am längsten, nämlich bis 1979, in Eigenregie produziert und daher viele Rekorde aufgestellt: Sie soll die Gummiform entwickelt haben, die überhaupt erst die industrielle Schmuckanfertigung ermöglichte. Sie hatte eigene Filialen selbst in Europa (Großbritannien) und bestimmte maßgeblich die Design-Linien des Modeschmucks im 20. Jahrhundert. In Providence/Rhode Island unterhielt sie eine eigene Lehreinrichtung für alle gewerblichen Berufe in der Schmuckherstellung. Viele bekannte Schmuck-Designer erhielten dort ihre Ausbildung. Coro hat unter verschiedenen Markennamen sowohl Highend-Schmuck (Vendome, Corocraft, Pegasus) als auch Massenware (Coro) hergestellt. Design und verwendete Materialien sind extrem vielseitig, in den 50er Jahren waren etwa vor allem die Thermoset- und „Mondschein“-Stücke beliebt. Auch heute noch sind sie ein Augenschmaus.

Eisenberg – Best of the Best in Sparkle 
Neben Coro und Trifari fällt in Deutschland eventuell noch der Name Eisenberg, wenn von amerikanischem Modeschmuck des 20. Jahrhunderts die Rede ist. Jonas Eisenberg, ursprünglich Österreicher, gründete 1914 in Chicago eine Bekleidungsfirma und verkaufte den passenden Modeschmuck dazu, zunächst selbst entworfen, aber von anderen Firmen produziert. 1927 verlegte man die Herstellung des hochwertigen Strassschmucks ins eigene Haus. In den ersten Jahren waren die Stücke unsigniert, sie sollten vor allem den Kleiderverkauf ankurbeln. Doch das überragende Design, die Verwendung von Strasssteinen allererster Güte aus der österreichischen Heimat und die Top-Verarbeitung machten den Schmuck bald zum Verkaufshit, Ende der 1930er Jahre war die Marke “Eisenberg Original” geboren. Während der Kriegsjahre, als unedle Metalle außerhalb der Waffenindustrie nicht zu bekommen waren, verwendete Eisenberg Sterlingsilber, signiert sind Preziosen dieser Epoche oft mit “Eisenberg Ice”. Man blieb der klassischen Strassschmucklinie höchster Güte treu, lediglich kurz vor dem Eigentümerwechsel Anfang der Siebziger wagte man einen Ausflug in die Produktion von wunderschönem Emailleschmuck, den bekannte zeitgenössische Künstlern entwarfen (Artist Series). Eisenberg-Strassschmuck ist von Sammlern sehr gesucht, die Qualität, vor allem das Funkeln der Steine ist allererste Liga – the Best of the Best in Sparkle!

Fenichel – Funkelndes Feuer
„Fräulein Noll proudly presents – Fenichel!” Es ist wirklich eine Ehre, die extrem seltenen Stücke dieses Herstellers anbieten zu können. 1925 etablierte Louis Fenichel die Marke, etwas später stieß sein Bruder Max hinzu und kümmerte sich ums Kaufmännische. Louis war für Produktion und Design zuständig. Ein sehr klares Design: Beste österreichische Strasssteine schnörkellos-schlicht, aber perfekt in vergoldete oder rhodinierte Metallformen gesetzt. Top-Material meisterhaft verarbeitet. Als die Brüder im Zweiten Weltkrieg keine Steine aus Europa beziehen konnten, schwenkten sie auf emaillierte Stücke um – auch diese sind vollendet gestaltet und verarbeitet. Nach dem Krieg nahmen sie jedoch wieder die wundervolle Strassschmuck-Produktion vor allem von Halsketten auf und blieben dieser Linie bis zum Tod von Louis 1956 treu.

Florenza – Das Beste aus allen Epochen
In den 1940er Jahren von Dan Kasoff gegründet und nach seiner Ehefrau benannt, spezialisierte sich die Firma auf Modeschmuck in verschiedenen historischen Stilen wie Renaissance, Barock und viktorianische Epoche. Souverän zitieren die Stücke mit ihrer unglaublichen Vielfalt an Perlen, Farben und Strassstein-Formen den jeweiligen Zeitgeist. Viele Steine ließ Florenza exklusiv in Deutschland fertigen, sie sitzen häufig in Scheinkrampen, typisch für den “Tiffany Style”. Die Metallgussformen sind in der Regel hauchdünn echtvergoldet und von hoher handwerklicher Qualität. Produziert wurde bis 1981 in einer eigenen Fabrik.

Hollycraft – Die Pracht des Orients
Der aus Armenien stammende Joseph Chorbajian gründete 1938 die Hollywood Jewelry Company, später kamen sein Bruder und sein Cousin dazu. 1948 produzierten sie die ersten Stücke unter der Marke Hollycraft. Der Name sollte fortan nicht nur an den schönen Schein Hollywoods anknüpfen, sondern auch der handwerklichen Meisterschaft Rechnung tragen. Und meisterhaft sind Hollycraft-Stücke wahrlich: Pastellfarbene Strasssteine, in vollendeter Harmonie in aufs Feinste verästelten Metallgussformen platziert, sind das Markenzeichen der Firma. Die Steine sind in Form und Farbe so fein differenziert, dass sie nur sehr schwer zu ersetzen sind. Die filigrane Opulenz und Farbenpracht der Stücke erinnern an die kaukasische  Herkunft des Gründers – Armenien, Tor Europas zum Orient. Hollycraft produzierte bis 1971, längst nicht alle Stücke sind signiert, die aus den 50er Jahren jedoch häufig mit Jahreszahl.

Kramer – Modeschmuck made in New York
In Deutschland noch kaum bekannt ist Modeschmuck der 1943 gegründeten New Yorker Firma Kramer. Dabei verbinden die Stücke der drei Kramer-Brüder erstklassige Qualität mit innovativem Design. Sie entwarfen in den 50er Jahren für so namhafte Kunden wie Dior, signiert mit „Kramer for Christian Dior“ oder „Dior by Kramer“. Typisch für diese Zeit ist der “goldene Look”, der sich durch Echtvergoldung und die Verwendung hochwertiger Edelstein-Imitate für Saphire, Rubine und Smaragde auszeichnete. Es folgte der “diamantene Look”, bei dem man versilberte Metallgussformen mit edlem weißem Swarowski-Strass, häufig in Pavé-Technik, besetzte. Entweder ist die Signatur „Kramer” in die Schmuckstücke eingeprägt, oder diese sind mit Etiketten versehen, die leider zum Teil im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. In den späten 1970er Jahren schloss Kramer seine Pforten.

Lisner – Klassische Vielfalt
Lisner zählt hierzulande zwar nicht zu den bekanntesten Vintage-Schmuckfirmen, aber sicherlich kommt kein Sammler an ihr vorbei. Und das zu Recht: Das Sortiment ist extrem vielfältig, das Design immer klassisch ausgewogen, ähnlich Trifari. Und jedes Stück, und scheint es auf den ersten Blick noch so simpel, hat das gewisse Etwas: Strasssteine sind so platziert, dass sie am Hals erst richtig funkeln, die begehrten Blätter-Thermoset-Serien sind in Farbe und Proportion voller Harmonie und teure Aurora-Borealis-Steine sind zwar dezent, aber an genau der richtigen Stelle gesetzt. Lisner hat vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis 1985 in hohen Auflagen produziert. Die Amerikanerinnen waren verrückt nach den fantasievollen Blumen-, Blätter- und Beerenmotiven.

Monet Text in Arbeit

Panetta Text in Arbeit

Regency – Bunter Strass und Barockperlen  
Die Regent Jewelry Company, New York City, hat nur 20 Jahre lang (bis 1970) Modeschmuck produziert und setzte sich auch hinsichtlich Stil und verwendeter Materialien einen relativ engen Rahmen. Aber die Ergebnisse sind umwerfend: wahre Farben-Feuerwerke und 1A-Handwerkskunst. Regency verwendete ausschließlich hochwertigste Strasssteine in allen Formen sowie Barockperlen-Imitate. Die Steine sind von Hand passgenau in dreidimensionale rhodinierte, schwarz gelackte oder sogenannte Geschütz-Messing-Metallgussformen gesetzt und farblich einzigartig in feinsten Nuancen aufeinander abgestimmt. Regency hat seinen Schmuck direkt über Kaufhäuser in den US-amerikanischen Großstädten vertrieben. In die Schmuckstücke ist der Name “Regency” geprägt. Allerdings findet man auch unsignierte Regency-Preziosen, die sich aber aufgrund der erstklassigen Verarbeitung und der reduzierten stilistischen Bandbreite eindeutig zuordnen lassen. Berühmt sind vor allem die Schmetterlingsbroschen, aber auch die Seestern-Anstecker und prächtigen Armbänder. 

Reja – Art-déco-Preziosen 
Und noch ein Modeschmuckhersteller allererster Güte aus New York City: Reja Inc. Von Solomon Finkelstein 1939 als “Deja” eröffnet, gab es markenrechtliche Probleme mit der Firma “Du Jay”, und Finkelstein machte 1941 kurzerhand aus dem “D” ein “R” – das war die günstigste Variante, um Stempel und Signaturen zu ändern. Doch diese Sparsamkeit konnte den Konkurs im Jahre 1953 nicht verhindern. In anderer Hinsicht glotzte Reja nämlich regelrecht: Allerbester österreichischer Strass, feine Guilloche-Emaille, Sterlingsilber, aufwendigstes Design und exklusiv kleine Auflagen waren gerade gut genug. Für die einzigartigen figürlichen Broschen wie Tänzer, Insekten oder Blumen zahlen amerikanische Sammler Höchstpreise, um ihre “Afrika-” oder “Garten-Serie” zu vervollständigen. Die Formensprache ist gradlinig und klar, deutlich ans Art déco angelehnt, die Proportionen klassisch ausgewogen und die Verarbeitung erstklassig. Leider sind Reja-Stücke wegen der kurzen Existenz der Firma und der kleinen Auflagen äußerst rar. 

Selro/Selini – Extravagante Harmonie 
Firmengründer Paul Selenger war aus Odessa in die USA eingewandert, und manchmal vermeint man, in seinen Stücken die Größe und den Glanz des untergegangenen russischen Zarenhofs zu verspüren. Die Selro Company produzierte in New York unter den Marken Selro und Selini. Das Design zeichnet sich immer durch mutige Größe aus, die aber perfekt ausbalanciert ist. Die Stücke wurden meistens nicht signiert, sondern mit Etiketten versehen. Doch unsignierte Selro-Stücke sind aufgrund ihres unverwechselbaren Stils und der besonderen Verarbeitung eindeutig zu erkennen. Typisch für Selro sind etwa Bolo-Ketten und extrem breite Armbänder, besetzt mit auffälligen Confetti-Cabochons oder asiatischen und afrikanischen Masken. 

Trifari – Klassische Eleganz 
Aus Neapel wanderte Gustavo Trifari, Enkelsohn eines Goldschmieds, in New York ein und legte 1910 den Grundstein für ein bis heute produzierendes Modeschmuck-Imperium. Von den 1930er bis in die 70er Jahre schaffte es die Company immer wieder, herausragende Schmuckdesigner wie Alfred Philippe von namhaften Echtschmuck-Firmen abzuwerben, etwa von Cartier und Van Cleef & Arpels. Vor allem sie zeichnen für die zeitlos klassische Eleganz und hervorragende Verarbeitung der Trifari-Stücke verantwortlich. In den 40er Jahren unerreicht waren beispielsweise die Sterlingsilber-Vermeil-Broschen, in den 70ern waren es die perfekt verarbeiteten und ausgewogen schlicht designten Gold- und Silberguss-Schmuckstücke. Seit Ende der 70er Jahre wurde die Marke Trifari von verschiedenen Firmen aufgekauft und erreicht leider nicht mehr ihre frühere Klasse.

 

 

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